NEIN zum Ausbau der Autobahnen!
Kontraintuitiv, aber durch Beobachtungen vor Ort bestätigt: Der Ausbau von Autobahnen verbessert den Verkehrsfluss nicht.
Am 24. November stimmt die Schweizer Bevölkerung über ein Paket von 5,3 Milliarden Franken ab, mit dem sechs große Projekte zum Ausbau von Autobahnen finanziert werden sollen. Unter diesen Projekten befindet sich eines, das in letzter Minute hinzugefügt wurde, in der Westschweiz. Es handelt sich um den Ausbau auf zwei Mal drei Spuren auf einer Länge von 19 km zwischen Le Vengeron und Nyon. Gegen diese astronomische Summe wurde ein Referendum ergriffen, für das in nur zwei Monaten mehr als 100.000 Unterschriften gesammelt wurden, und das zu einer Zeit, in der der Bund nur von Haushaltskürzungen spricht.
Alle diese Projekte sehen vor, die Kapazität der Autobahnen auf bestimmten Abschnitten zu erhöhen, sei es durch das Hinzufügen von Fahrspuren (von 4 auf 6 oder von 6 auf 8 Spuren) oder durch den Bau neuer Tunnel. Alle Projekte werden lokal von Anwohnern und lokalen Verbänden bekämpft, da dies zu mehr Verkehr führen würde, insbesondere in den umliegenden Städten und Dörfern, wo eine Verbreiterung der Straßen weder möglich noch wünschenswert ist.
Attraktivere Autobahnen
Die Rechtfertigung für diese Verbreiterungen ist die Zunahme des Verkehrs und der Staus. Intuitiv könnte man meinen, dass es eine gute Lösung ist, die Autobahnen zu verbreitern. In der Praxis bestätigen jedoch unzählige Studien und Feldbeobachtungen, dass jede Autobahnverbreiterung induzierten Verkehr erzeugt, was bedeutet, dass zusätzliche Autofahrer beginnen, die Autobahn für ihre Fahrten zu nutzen, wodurch sich die Verkehrsbelastung erhöht.
Wenn die Autobahn attraktiver ist, verlassen die Menschen die öffentlichen Verkehrsmittel oder gehen in weiter entfernte Orte zum Essen oder Einkaufen, anstatt in ihrem Viertel oder Dorf zu bleiben. Manchmal ziehen sie um oder nehmen einen Job an, der weiter weg liegt, aber durch die Autobahn "zugänglicher" geworden ist. Nicht zuletzt aus diesem Grund haben mehr als 340 Mobilitätsexperten einen Aufruf gestartet, in dem sie ein Nein zum Ausbau der Autobahnen empfehlen.
Einen Trichter erweitern, ohne die Größe des Halses zu erhöhen
Für die Schweiz wird geschätzt, dass es nur 10 Jahre nach einem weiteren Ausbau dauert, bis eine Autobahn überlastet ist. Es wird also immer noch Staus geben, aber beispielsweise mit 130'000 Fahrzeugen pro Tag anstelle von derzeit 90'000 auf der Achse Nyon-Genf. 130'000 Fahrzeuge, die nach dem Verlassen der Autobahn auf einem Netz von Kantons- und Gemeindestrassen landen, das nicht erweitert werden kann, um sie aufzunehmen! Wenn man den Trichter vergrössert, ohne die Grösse seines Halses zu vergrössern, kann man nicht mehr Wasser durchlassen...
Endlose Baustellen
Während der gut zehnjährigen Bauzeit werden diese Projekte auch endlose Baustellen verursachen, die zu Verzögerungen und Verkehrsverlagerungen in die Städte, Dörfer und Wohnviertel führen werden. Die Lebensqualität der gesamten Bevölkerung wird sich deutlich verschlechtern.
Außerdem wurden Alternativen, die weitaus weniger kostspielig und einschneidend sind, nicht geprüft, darunter die Umwidmung von Seitenstreifen bei Verkehrsspitzen: eine Lösung, die bereits auf sehr vielen Streckenabschnitten angewandt wird und weitaus billiger, schneller zu realisieren und weniger extrem ist als eine Verbreiterung auf drei Spuren.
Unvereinbarkeit mit den Klimazielen
Diese Projekte sind zudem nicht mit den Zielen des Klimagesetzes vereinbar, das im Juni 2023 vom Volk angenommen wurde. Mit diesem Gesetz hat sich die Schweiz verpflichtet, die Treibhausgasemissionen des Verkehrssektors bis 2040 um 57% zu reduzieren. Am Beispiel der Verlängerung zwischen Nyon und Genf ist der Baubeginn für 2033 und die Inbetriebnahme für 2041 geplant.
Autobahnen auszubauen und den Verkehr zu erhöhen, steht im krassen Widerspruch zur Erreichung dieses Zwischenziels des Klimagesetzes. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen stattdessen Milliarden in die Schiene und den öffentlichen Verkehr sowie in die aktive Mobilität (Gehen und Radfahren) investiert werden.
Neben den Treibhausgasemissionen bedeuten mehr Autos auch mehr Lärm mit seinen negativen Auswirkungen auf die Gesundheit und vor allem mehr Verschmutzung durch Mikroplastik, da der Reifenabrieb hierzulande die Hauptquelle für Mikroplastik ist.
Knabbern an landwirtschaftlichen Gebieten und Naturräumen
Andererseits werden für den Ausbau der Autobahnen über 400'000m2 Land zubetoniert. Wälder, Naturräume und auch wertvolles Landwirtschaftsland, was die einheimische Nahrungsmittelproduktion weiter verringern und die Bauern noch mehr unter Druck setzen wird. Aus diesem Grund empfiehlt die Walliser Landwirtschaftskammer ein Nein.
Der Ausbau der Autobahnen verursacht schließlich sehr hohe externe Kosten für Umwelt und Gesundheit, die von der gesamten Bevölkerung getragen werden müssen.
Laut einem kürzlich erschienenen Bericht des ARE, dessen Veröffentlichung Albert Rösti vor der Abstimmung vermeiden wollte, sind die externen Kosten des Straßenverkehrs viel höher als bisher angenommen und belaufen sich mittlerweile auf 17,3 Milliarden pro Jahr.
Der öffentliche Verkehr und die sanfte Mobilität haben in dieser Hinsicht eine viel bessere Bilanz. Albert Rösti wollte den Bericht nicht vor der Abstimmung veröffentlichen.
Christophe Clivaz
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