
Hitzewellen: Wie kann sich die Schweiz auf Hitzewellen einstellen?
von Christophe Clivaz | 19. August 2025 | KLIMA, ENERGIE, GESUNDHEIT, GESELLSCHAFT
Nach der zweiten Hitzewelle in diesem Sommer 2025, die über die Schweiz und Westeuropa hereingebrochen ist, ist klar: Solche Epidemien werden zur Sommernorm. Die Schweiz muss sich dringend vorbereiten und ihre Bevölkerung schützen, insbesondere die am stärksten gefährdeten Personen.
Durch die globale Erwärmung werden diese Hitzeperioden häufiger, länger und intensiver. Auf der einen Seite bleiben einige Bergregionen relativ verschont: Wer dort lebt oder seinen Urlaub verbringt, kann die Hitze besser ertragen und nachts besser schlafen. Im Flachland ist die Situation jedoch viel schwieriger, vor allem für ältere Menschen, Kinder oder chronisch Kranke. Der Organismus wird auf eine harte Probe gestellt, was zu erheblichem Unbehagen führt, vor allem aber zu einem Anstieg der hitzebedingten vorzeitigen Todesfälle.
Unbewohnbare Unterkünfte
Viele bestehende Häuser sind nicht für solche Temperaturen ausgelegt. Das Bundesamt für Energie hat kürzlich angekündigt, dass ein Großteil der Wohnhäuser in der Schweiz in den kommenden Jahrzehnten unbewohnbar werden könnte, da sich die Bedingungen im Sommer verschlechtern werden.
Hitzewellen bedrohen nicht nur die öffentliche Gesundheit: Sie schwächen die Ökosysteme, erhöhen das Risiko von Waldbränden, verschärfen die sozialen Ungleichheiten - da Menschen mit niedrigem Einkommen oft in schlecht isolierten Wohnungen leben - und gefährden unsere Nahrungsmittelsicherheit, indem sie die landwirtschaftlichen Erträge verringern.
Wir brauchen einen Plan für eine widerstandsfähige Schweiz, die ihre Bewohnerinnen und Bewohner und ihre Umwelt auch während Hitzeperioden schützen kann. Deshalb haben die Grünen nun einen Hitzeplan für die Schweiz veröffentlicht .
Der Kampf gegen extreme Hitze erfordert in erster Linie eine Abkühlung der Städte und Ballungsräume. Wir müssen neue Gebäude mit einer effizienten natürlichen Belüftung bauen, die energetische Sanierung und Isolierung bestehender Gebäude beschleunigen und ehrgeizige nationale Ziele zur Reduzierung der versiegelten Flächen festlegen. Pflanzen wir mehr Bäume - hocheffiziente natürliche Klimaanlagen -, vergrößern wir die Zahl der Wasserstellen und fordern wir verbindliche Begrünungsquoten sowie Strategien wie "Schwammstädte". Diese städtischen Neugestaltungen sorgen nicht nur für eine Abkühlung des öffentlichen Raums, sondern auch für ein besseres Zusammenleben und eine bessere Bewältigung von Starkregenereignissen, die ebenfalls zunehmen.
Klimaanlagen für Schulen und Gesundheitseinrichtungen
Die Gesundheit der gesamten Bevölkerung zu gewährleisten, erfordert ebenfalls neue konkrete Maßnahmen. Schulen und Gesundheitseinrichtungen sollten bei Bedarf vorübergehend mit Klimaanlagen ausgestattet werden, bis eine umfassende energetische Sanierung erfolgt ist oder wenn sich diese als unzureichend erweist. Andere öffentliche Orte - Bibliotheken, Verwaltungen, Gemeindezentren - sollten zugänglich sein und als kühle Orte für Menschen dienen, die sich zu Hause nicht abkühlen können. Jeder Kanton sollte über einen speziellen Aktionsplan gegen Hitzewellen verfügen.
Auch andere Herausforderungen verdienen dringend Aufmerksamkeit: Hitzeschutz am Arbeitsplatz oder die Anpassung unserer Landwirtschaft, um ihre Widerstandsfähigkeit gegen Dürre- und Hitzeperioden zu stärken.
Aber um effektiv handeln zu können, braucht man finanzielle Mittel. Deshalb schlagen wir gemeinsam mit der SP die Einrichtung eines nationalen Klimafonds vor. Dieser Fonds wird es ermöglichen, konkrete Massnahmen zum Schutz vor Hitze zu finanzieren und im weiteren Sinne den Übergang zu einer nachhaltigen Gesellschaft zu unterstützen.
Schließlich ist es über die Anpassung hinaus zwingend erforderlich, die eigentlichen Ursachen des Problems zu bekämpfen. Wir müssen unsere Anstrengungen verdoppeln, um aus den fossilen Brennstoffen auszusteigen und unsere Treibhausgasemissionen drastisch zu reduzieren. Denn ohne ehrgeizige Klimaschutzmaßnahmen werden die Hitzewellen von heute nur ein Vorgeschmack auf das sein, was uns morgen erwartet.