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Als Antwort auf den Black Friday und die unzähligen kommerziellen Anreize, die das Jahresende prägen, habe ich mit 160 weiteren Mitunterzeichnern unter dem Impuls von Genève Zéro Pub (Genf), Sortir de la Pub (Romandie) und der IG Plakat | Raum | Gesellschaft (Zürich) einen offenen Brief zum Thema kommerzielle Werbung unterzeichnet.

Dieser Text lenkt die Aufmerksamkeit insbesondere auf die schädlichen Machenschaften von La Poste in diesem Bereich. Er befasst sich mit verschiedenen problematischen Aspekten der kommerziellen Werbung und ihren konsequenten Auswirkungen auf die Umwelt, indem sie zu übermäßigem Konsum anregt.

Er bietet auch einen Überblick über Städte und Gemeinden in der Schweiz, in denen Bürger und Politiker ihre demokratischen Rechte wahrgenommen haben, um kommerzielle Werbung im öffentlichen Raum zu beschränken.

Zu den 160 Mitunterzeichnern des Textes gehören mehr als 20 Bundesparlamentarier, 40 Kantons- und Gemeindevertreter (darunter die Bürgermeister von Genf und Vernier sowie der Bürgermeister von Vevey), werbekritische Organisationen in der Schweiz (insbesondere die FRC) und in sechs benachbarten Ländern (darunter Résistance à l'Agression Adveritaire in Frankreich, Berlin Werbefrei in Deutschland oder das Netzwerk Adfree Cities in Großbritannien) sowie Akademiker und Vertreter der Zivilgesellschaft.

Dieser offene Brief ist eine Einladung, den Stellenwert, der der Werbung eingeräumt wird, und ihre Auswirkungen auf unser Leben objektiv zu hinterfragen. 

Wehren wir uns gegen schädliche kommerzielle Werbung!
Ein Aufruf zum Black Friday 2023

Die Post drängt zum Konsum

Der Konsumismus ist die Ursache für die Klima- und Umweltzerstörung und schadet dem sozialen Zusammenhalt. Nun erhalten Hunderttausende von Schweizer Bürgern seit mehreren Jahren regelmäßig von der Schweizer Post einen Brief mit Aufklebern wie "Werbung willkommen", "Ja zur Werbung" oder "Nicht einmal Angst vor der Werbung". Die Hauswurfsendung ist mit einer Aufforderung versehen, Produktproben wie industriell hergestellte Schokoriegel zu erhalten.

Diese Sendung löste in den sozialen Netzwerken Empörung aus. Die Behörden fordern ihre Bürger auf, Energie zu sparen, sparsam zu sein und Abfälle zu recyceln. Die Schweizerische Post ruft jedoch zu übermäßigem Verbrauch und Papierverschwendung auf! Sie verharmlost auch die Auswirkungen von Plastik auf die Umwelt. Über die Berechtigung des Aufklebers "Ja zu Werbung" lässt sich streiten. Er steht im Einklang mit dem Grundsatz der Empfangsfreiheit, wie auch die Werbung im Radio und im Fernsehen, wo es jedem freisteht, seinen Fernseher ein- oder auszuschalten. Wenn man den Befürwortern von adressierter Werbung in Briefkästen glauben darf, kann der Aufkleber "Ja zur Werbung" ein Instrument gegen unerwünschte Werbung sein, das den bereits existierenden und von Umweltverbänden geförderten Aufkleber "Stop Pub" ergänzt.

Die Vereinigung Résistance à l'agression publicitaire France mahnt jedoch zur Vorsicht in dieser Frage. Angesichts der Anbringungsrate des Aufklebers "Oui pub", der derzeit in Frankreich aktiv beworben wird, kann man ihrer Meinung nach davon ausgehen, dass weit mehr als 30 % der Bevölkerung gerne einen "Stop Pub"-Aufkleber gehabt hätten.

 

Die Verantwortung der Werbebranche

Kommerzielle Werbung vermittelt noch immer häufig sexistische oder diskriminierende Vorurteile. Sie trägt zum übermäßigen Konsum bei, der wiederum die Verschuldung erleichtert. Zu den heute besonders verpönten Werbungen gehören die Werbung für fossile Brennstoffe, SUVs, Autos mit fossiler Energie und Flugreisen, aber auch die Werbung für Fast-Fashion-Kleidung, Lebensmittel wie Rindfleisch und Milchprodukte sowie Luxuskreuzfahrtschiffe. Diese Güter und Dienstleistungen stoßen große Mengen an Treibhausgasen aus und tragen eine unverhältnismäßig große Verantwortung für die Klimakrise. Im Auftrag von Greenpeace Schweiz hat das Forschungsbüro Infras
festgestellt, dass bis zu 7% der Treibhausgasemissionen der Schweiz (inkl. Importe) der Werbung zuzuschreiben sind. Bei den Umweltauswirkungen sind es sogar bis zu 10%. Coop (CHF 385 Millionen) und Migros (CHF 241 Millionen) geben am meisten Geld für Werbung aus.

 

Initiativen in mehreren europäischen Ballungsräumen und Schweizer Städten

Zahlreiche Gruppierungen und Verbände in Europa und der Schweiz setzen sich dafür ein, lokale Gemeinschaften zu befähigen, Alternativen zum Konsum zu schaffen, indem sie Gemeinschaftsbeziehungen, Solidarität, öffentliche Kunst und Umweltengagement fördern. Beispiele hierfür sind das Netzwerk Adfree Cities, das zahlreiche Städte und Grafschaften in Großbritannien vereint, sowie Bürgerpetitionen, die in Hamburg und Berlin mehrere zehntausend Unterschriften gesammelt haben.

2021 entschied das Bundesgericht in einem wegweisenden Urteil, dass die Beschränkung der Außenwerbung - sowohl auf öffentlichem Grund als auch auf Privatgrundstücken, die von öffentlichem Grund aus sichtbar sind - keinen Eingriff in die Wirtschaftsfreiheit darstellt. Obwohl die Initiative "Genève Zéro Pub" im März an der Urne mit 51,8 % knapp abgelehnt wurde, hat sie eine lebhafte erweiterte Debatte ausgelöst, die wahrscheinlich zu einer Änderung der Praxis in diesem Bereich führen wird. Das Zürcher Stadtparlament überwies 2022 und 2023 zwei Postulate, in denen eine drastische Reduzierung der Außenwerbung gefordert wurde. Im vergangenen Frühjahr kündigten die Behörden von La Chaux-de- Fonds ihre Absicht an, das Stadtzentrum ab 2025 von kommerzieller Werbung zu befreien. Die Stadt Vevey beschloss im August, ihren
öffentlichen Raum ab 2025 nicht mehr für kommerzielle Werbung zur Verfügung zu stellen.

All dies sind erfreuliche Initiativen für eine Gesellschaft, die sich an den Nachhaltigkeitsherausforderungen von morgen orientiert!

Unterzeichner
Genève Zéro Pub, Genf
info@ouizeropub.ch
Sortir de la Pub, Romandie
info@sortir-de-la-pub.ch
IG Plakat|Raum|Gesellschaft, Zürich
info@plakat-raum-gesellschaft.ch

 

Post und Werbung

Die Post und ihr werbefreundlicher Aufkleber "Même pas peur" sorgte für einen Aufschrei in den sozialen Netzwerken